Leichenpredigt der Catharina Elisabeth Olearius (verheiratet Andreas Rivinus, später Michael Finger), Tochter des Tilemann Olearius und der Elisabeth Wogau, Mutter des Wisssenschaftlers August Quirinus Rivinus. Abschrift, Ausschnitte.
Mit freundlicher Genehmigung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
Leichenpredigt der Catharina Elisabeth Olearius (Ausschnitt, PDF)
Der wohlgepriesene
Creutz=Kelch
Aus den Worten S.Pauli Cor. IV.V.17.18
zu letzten Ehren
Der Weiland Edeln WohlErbarn Hoch
Ehr und Tugendreichen
Fr. Katharinen
Elisabeth /
Des Edlen / Besten und Hochgelahrten
Herrn Michael Fingers/
Beyder Rechten Führnehmen Doctoris, wie auch
einer löblichen Juristen Facultät Assessoris und be-
rühmten Practici allhier / gewesener EheLiebsten
Am Tage ihrer Beerdigung / war der 29. December
MDCLXXV
Bei Volkreycher Versammlung in der Pauliner=Kirche
erkläret und vorgetragen
von
Joh. Thilone, SS. Theol. Licent.
und bey der Kirchen zu S.Nicolai Vesperpredigern.
Leipzig, gedruckt bey Johann Georgen / 1678
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Das hat nun an ihrem Theil wohl zu practiciren gewußt die weiland edle / wohlerbare hochEhr und Tugendreiche Frau Catharina Elisabeth / des Edeln / Großachtbarn und hochgelahrten Herrn Michael Fingers /Beyder Rechten Doctoris, wie auch der löblichen Juristen Facultät Assessoris gewesene / nunmehro Seelige / Eheliebste/ welche / da ihr der liebe Gott auch manches Creutz und Leyden in dieser Welt zugeschickt hat / ist sie doch nicht kleinmüthig darüber geworden / sondern hat stets bey sich erwogen die ewige Herrligkeit, die an ihr und allen gläubigen Kindern Gottes dermaleinst sollt offenbaret werden
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Solche Treue ihres Heylandes Jesu Christi hat nunmehro der Seelen allbereit erfahren / und wird auch dem Leibe nach an jenem großen Tage ferner erfahren unsere nunmehro selige und in Gott ruhende gewesene Geliebte Frau Mitschwester /
Von dehro ehrlicher Ankunfft / rühmlich geführten und selig beschlossenen Leben folgendes zu berichten.
Es ist die Edle / VielEhr und Tugenreiche Fr. Catharina Elisabeth / des Edeln Besten und hochgelahrten Herrn D. Michael Fingers / einer hochlöblichen Juristen Facultät Assessoris und berühmten Practici gewesene Ehliebste Anno 1634. den 3. Febr. an das Licht dieser Welt geboren worden.
Ihr Herr Vater ist gewesen der WohlErwürdige / Vorachtbar und Wohlgelarte Herr M.Tilemannus Olearius, wohlverdienter Archi-Diaconus der Kirchen zu S.Ulrich in Halle. Der Herr Groß=vater vom Vater ist gewesen (Tit.) der HochEhwürdige GroßAchtbare und Hochgelahrte Herr D.Gottfried* Olearius der Ältere / in die 40. Jahr hochverdienter Superintendent in Halle / des WohlEhrwürdigen Ministerii Senior, Pastor zu zur Lieben Frauen / und des Gymnasii daselbst Inspector.
Die Frau Groß=Mutter Anna des hochberühmten Theologi Herr D. Tilemanni Heshusii eheliche Tochter.
De seel. Frau Mutter ist gewesen die WohlEhrbare/ VielEhr und Tugendreiche Frau Elisaeth / Herrn Lazari Wogauens / E.E. und Hochw. Rathsin Halle Geheimden und Wein=Meisters / auch vornehmen Patricii und Pfänners Eheleibliche Tochter.
Die Frau Groß=Mutter von der Mutter Frau Catharina / Herrn Lorenzen Hoffmanns / auch vornehmen Patricii und Pfänner daselbst Eheleibliche Tochter.
Wohlgedachte Eltern haben die Sel. Frau Doctorin bald nach ihrer leiblichen Geburth zur Geistlichen Wieder=Geburth befördert / und in der Tauffe dem Herrn Christo vorgetragen
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Als sie nun solcher Gestalt in Tugenden nicht weniger als Jahren zugenommen / hat der Weyland Edle / Groß=Achtbare und Hochgelahrte Herr Andreas Rivinus, der Philosphiae und Medicinae Doctor, Poëseos und Philologiae Professor Publ. der Löbl. Academiae Decem Vir und des kleinen Fürsten Collegii subsenior beliebet umb sie gebührend anzuhalten: und nach ihrer und dehro herzgeliebten Eltern Bewilligung den 5. Martii 1650. durch öffentlichen Kirchgang und Priesterliche Copulation sich verehelichen lassen. Auch hierauf eine freiliche und gesegnete Ehe mit beyderseits gutem Vergnügen fast 6. Jahr besessen / darinne sie Gott mit drey Söhnen und einer Tochter gesegnet / nahmentlich Herr M. Quintus Septimius Florens, beyder Rechten Kandidat, Herr M. Augustus Quirinus, der Medicin Candidat, und Herr M. Tilemann Andreas der H. Schrifft bestiessenen / wie auch Jungfrau Eva Marien / welche mit schmertzlich betrübten Hertze die Seel. F. Doctorin zu ihrer Ruhestatt begleiten und ihr vor die so oft bewiesene Muttertreue den letzten Ehrendienst bezeugen. Wiewohl nun zu wündschen gewesen / daß die Seel. Fr. Doctorin diese vergnügende Ehe länger hätte genießen können / so hat es doch dem Allerhöchsten Gott gefallen / ihren höchstgeliebten Eheherren den Freytag vor Ostern Anno 1656. aus dieser Sterbligkeit abzufordern / und also Sie in einen Angst= und jammervollen Witbenstand zu versetzen. Wie schmertzlich nun dieser unverhoffte Trauerfall sie betrübt / ist leicht zu erachten / weil sie sobald in ihrer besten Jugend zu Wittben / und ihre ganz unerzogene Kinder (deren die Tochter kaum 7. Wochen gewesen) zu betrübten Waysen worden; und über diß sehr wenig treuer Herzens=Frende sich getrösten können.
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Fürnehmlich hat sie treuen Fleiß ihre Kinder in Gottes=Furcht und Demuth zu Erziehen angewandt; und die Söhne durch privat Information in Studieren wohl anzufüren weder Sorge noch Unkosten ermangeln lassen.
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* Anmerkung: Das ist nicht korrekt, der Großvater war Johannes Rivinus (1546-1623).